Amiga Inside!/Amiga FD Inside (1995)(Ultramax).iso/forumamiga/ausgabe09/texte/re_modem_da!

Text File | 1992-09-01 | 13KB | 259 lines

                Angelika Nadler, 25.8.92


Hallo Peter,

um gleich am Anfang auf den Schlußsatz Deines Reports zu kommen, keine
Flames und keine Nörgelei, eher viel Zustimmung und Ergänzungen.

> [..] und ich möchte mal meine Erfahrungen an Euch weitergeben. Machen
> wir also ein Einsteigerkurs aus Sicht eines Einsteigers in die DFÜ-Szene
> mit allen Harken und Ösen! Dies soll aber kein besonders Wertvoller
> Beitrag werden, ich bin eben nur ein Anfänger in Sachen DFÜ.

Schön, daß Du Deinem Erfahrungsbericht über den Modemkauf nun die
Schilderung Deiner ersten Gehversuche in der DFÜ hast folgen lassen.
Es ist zu hoffen, daß dadurch einige unschlüssige (zukünftige) User
zum DFÜ-Einstieg motiviert werden.

Ich erinnere mich seeeeehr gut an den Gründonnerstag 1991, als ich
mit einem ausgliehenen Modem zum ersten Mal ratlos vor meinem Amiga
saß - voller Tatendrang, mit guten Ratschlägen bedacht (ist ganz
einfach: Modem einstecken, Terminal laden und wählen - Du kannst gar
nichts falsch machen ;-) ), aber dann alleingelassen.

Na gut, nachdem zu der Zeit gerade der (wirklich nicht schlechte)
DFÜ-Kurs der AmigaDOS lief, hatte ich die nahezu komplette Z-Netz-
Liste bei der Hand und ich suchte mir mal die Nummern mit
entsprechender Vorwahl raus. Erster Frust: Hier in Bayern sind die
Mailboxen sehr dünn gesäht. Du und alle anderen da oben - Ihr wisst
ja gar nicht, wie verwöhnt Ihr in der Hinsicht seid!!! Bei mir geht
absolut ALLES in Fernzone! Aber was soll's (ein Hobby darf schließlich
Geld kosten), drauflos gewählt - und den nächsten Frust eingehandelt,
ähnlich wie bei Deinem ersten Versuch, das aber mehrfach.

Nach einigen Anläufen dann der Erfolg: Ein paar Zeilen Login-Sequenz,
die Anfrage: "Willst Du die Menue-Steuerung haben?" Aber jaaaaa,
sicher doch, und die Sache wurde schon übersichtlicher. Dafür aber
gleich wieder eine auf den Deckel: "Auf dieses Brett hast Du keinen
Zugriff. Schreib eine Mail an den Sysop" (oder so ähnlich). Als ich
einige Minuten mehr oder weniger hilflos und erneut zunehmend
gefrustet im Inhalt gewühlt hatte, erschien wie von Geisterhand (so
kam es mir jedenfalls bei meinem ersten DFÜ-Versuch vor) auf einmal
eine Zeile auf dem Monitor: "Entschuldige, ich will Dich nicht stören,
aber kann ich Dir vielleicht helfen?" Hatte doch der Sysop die
Sachlage richtig erkannt und auch noch in der Nacht um 1.30 Uhr den
Nerv dazu, mich ein bißchen in seiner Box spazieren zu führen.
Außderm verpaßte er mir gleich mal eine vernünftige Version des
Terminalprogramms. Das war der Anfang zu einem inzwischen sehr
intensiv gewordenen Bereich meines Lieblingshobbys Computer
(inzwischen bin ich Mit-Sysop der Mailbox).

Ich kann nur jeden DFÜ-Einsteiger ermuntern, nach den ersten
Fehlschlägen nicht die Flinte ins Korn zu werfen, sondern nach einer
Box zu suchen, in der nicht nur was geboten wird, sondern wo die User
auch betreut werden und Hilfe finden können, und deren gibt es wirklich
mehr als genug. Wer mit so einem Text konfrontiert wird wie Du von
wegen

> Hallo Peter Haendel

> Das ist ein Rauswurf !

> usw.

sollte das m.E. eher als die negative Ausnahme betrachten. Es gibt so
viele Sysops, die sich da nach kräften bemühen, dem User Hilfestellung
zu geben, falls er wirklich was falsch gemacht haben sollte.

> Hätte ich beim Userantrag besser einen AT angeben sollen als
> einen Amiga 3000, oder was.

Rechnerdiskussionen sollten in einer Mailbox so überflüssig sein wie
ein Kropf!

> Es mag ja sein das ich durch etwas längeres
> Lesen oder so als Anfänger enttarnt wurde, sollte das aber der Grund für
> den Rauswurf sein ??????

Es sollte doch jeder User mal klein angefangen haben, oder ist irgend
jemanden einer bekannt, dem das ganze Know-How angeboren war?

> Oder sollte vielleicht der Grund sein das ich
> beim ersten Anruf meine Teflon nicht angegeben habe, denn ich muß gestehen
> als Gast in einer Box ging mir das doch ein bißchen zu weit.

Da gebe ich Dir recht. Manche Mailbox-Prgs. verlangen aber die
Vorwahl, um am Schluß eine Gebührenberechnung liefern zu können.

Erst wenn ein User einen Account machen möchte, muß er dem Sysop seine
Adresse und Telefonnummer bekannt geben. Das ist einfach eine
Notwendigkeit, da der Sysop mit seiner Mailbox dem Presserecht
unterliegt und für irgendwelche Mist-Mails gerade stehen muß, wenn der
Urheber dieser Mail nicht ausfindig gemacht werden kann. Er muß die
Möglichkeit haben, die Identität des Users zu überprüfen (was mit
einem einfachen Rückruf per Voice leicht zu erledigen ist). Jeder User
sollte sich klar darüber sein, dass seine Angaben dem Datenschutz
unterliegen und vom Sysop nicht weitergegeben werden dürfen.

In aller Regel wird einem User mit einem nicht korrekten Eintrag sein
"Vergehen" nicht so barsch an den Kopf bzw. auf den Monitor geknallt.
Bei uns wird er z.B. auf Status 0 gesetzt (kein Schreib-, nur noch
Lesezugriff nur im Lokalbereich) und in einer persoenlichen Mail darauf
hingewiesen warum, mit der Bitte, seinen Account zu korrigieren.

Zu Deinem nächsten Absatz gibt es eine Menge zu sagen.

> Jetzt kommt aber noch ein Haken. Wer meint das er per DFÜ einfach so
> Programme ziehen kann ohne Ende der wird bei manchen Boxen enttäuscht. Es
> gibt ein Up und Downloadverhältnis, will man also ein Progy saugen das 90
> KB lang ist muß man auch je nach Box ca. 30 KB schicken. Dieses Verhältnis
> ist natürlich je nach Box verschieden und es gibt auch ein paar in denen
> man ohne Begrenzung saugen kann (habe ich gehört).

Viele Boxen haben einen Sauger-Account, aus dem man ohne Limit
downloaden kann. Dieses Angebot wird aber immer sehr begrenzt sein,
denn das Interesse der meisten Sysops liegt wohl nicht NUR darin,
möglichst viel Software (kostenlos) zu liefern. Es soll auch ein
Informationsaustausch erfolgen (so, wie es im kleineren Rahmen hier
im Forum inzwischen auch passiert). In etlichen Boxen gibt es evtl.
noch ein frei downloadbares Angebot darueber hinaus. Bei uns unter-
liegt z.B. das ForumAmiga-Brett keinem Limit, oder auch die DFÜ-
Bretter, denn der User sollte sich erst mal unbelastet die Basis zum
problemlosen Arbeiten schaffen können.

> Diese Tatsache wird
> wohl hauptsächlich die Leute erschrecken die eh keine Kontakte haben um an
> FD-Software zu kommen und nun meinen das ein Modem das Softwareproblem
> löst. Für solche Leute könnte es eine Einbahnstraße werden das Modem als
> die totale Lösung zu betrachten, muß er doch immer noch versuchen anderswo
> an Software zu kommen die in der Box noch nicht existiert. Eigentlich ist
> dieses Verhältnis aus Sicht der Mailbox auch völlig OK, irgend wie muß ja
> auch neue Software in die Box gelangen. Der Vorteil einer solchen Box
> liegt klar auf der Hand, das Angebot an aktueller Software ist besser da
> sich jeder an diese Regel halten muß. Bei unbegrenzten Boxen ist man dann
> meist auf den Sysop angewiesen das dieser für neue Progys sorgt. Hat man
> eine Schlafmütze erwischt braucht man nur einmal im Monat anrufen.

Das ist teilweise nicht ganz so einfach zu sehen, denn etliche User
laden irgendwelchen Schrott in die Box, um Ihre Ratio ins Gleichgewicht
zu bringen. Es ist für viele auch nicht ganz einfach, Software zu
finden, die noch nicht da ist, wenn die Box z.B. über das FRAS-Netz
verfügt, wo ständig die neueste FD-Software gepostet wird, oder immer
die letzten Fish-Disks bereit liegen. Die Aktualität der Binär-Bretter
(die, in denen die Prgs. liegen), ist also nicht unbedingt von der
Uploadfreudigkeit der User abhängig. Es sollte andere Wege geben, da
ist halt der Sysop gefordert. Ich weiss von anderen Boxen, dass man
sich da ebenfalls nicht auf die User allein verläßt, sondern selbst
zusieht, dass aktuelle Soft da ist. Bei uns ist der Useranteil über
einen kleinen monatlich festen Unkostenbeitrag gelöst (wir müssen
schließlich bis zum letzten Byte in Fernzone pollen), und der User
kann unbegrenzt haben, was das Herz begehrt.

> Als erstes habe ich mich also als User in einer Box eingetragen und hatte
> somit Zugriff auf verschiedene Bretter (aber nicht auf alle) und konnte
> endlich die gelobte DFÜ-Welt kennenlernen. Was man da so alles Lesen kann,
> ist schon enorm es gibt wohl kein Thema das nicht in irgendeinem Brett
> behandelt wird.

Da sprichst Du einen ganz wichtigen Punkt an. Eine Mailbox sollte wirklich
nicht NUR als Softwarelieferant angesehen werden, dazu ist die DFÜ
viel zu komplex.

> Also mußte ein Point her, das ist diesmal ein Kostenpflichtiger
> Eintrag um sich ein paar Bretter zu bestellen die man dann in Ruhe Lesen
> kann ohne ständig am Telefon zu hängen. In meinem Fall muß ich pro Monat
> 5 DM bezahlen um in diesen Genuß zu kommen. In einer anderen Box wären es
> 10 DM plus 6 Pfennig pro Minute gewesen was mir doch ein wenig hoch
> erschien.

Vergleiche lohnen sich wirklich, und nicht jede Box verlangt für den
Point eine extra Gebühr! Leute, sucht nach dem besten Angebot! Die
Leistungen einer Box sollten in irgend einem Info-Brett stehen. Da
sieht man dann, was Sache ist. Es ist nicht unbedingt eine vollkommen
kostenlose Box die beste, aber es muß auch nicht die teuerste sein.
Eines sollten die User auf jeden Fall bedenken: Egal, wie hoch der
geforderte Beitrag ist, der Sysop wird sich davon keinen neuen
Computer leisten können. Die Betraege, die da reinkommen, werden
immer nur ein ANTEIL zu den Telefonkosten sein.

> In der Regel dauert das mit meinem 2400er etwa 5 Minuten bei ca. 70 KB,
> danach wird die Verbindung gelöst und das Programm sortiert die Messages
> auf der Festplatte ein. Eine Ideale Lösung, brauchte ich sonst locker 30
> bis 40 Minuten um OnLine alle Nachrichten zu lesen ist Sache jetzt in 5
> Minuten erledigt. Der Nachteil ist das die Post nichts mehr verdient!

Und die Box ist für andere User nicht so lange besetzt ;-)

Dazu der ganz große Vorteil: Die Übersicht über die Mails geht nicht
verloren und man findet die Messages der letzten Tage problemlos
schön geordnet wieder. Such mal eine bestimmte Mail einige Zeit später
in einem Protokollfile - Du wirst wahnsinnig!

> An dieser Stelle mal eine Bemerkung an alle Leute die sich jetzt die Haare
> raufen. Ich bin selbst noch nicht lange dabei und möchte den Leuten die
> überhaupt nichts damit zu tun haben schildern wie die Sache funktioniert.

Nur keine falsche Bescheidenheit, Peter. Ich finde Deinen Report
durchaus dazu angetan, zum Einstieg zu motivieren. Meinen Beitrag
möchte ich einfach als Ergänzung dazu verstanden wissen.

> [..] Nach ca. 6 Wochen habe ich die Erfahrung
> gemacht das aber auch viel Müll in den Brettern ist. Eine Frage taucht auf
> und endlose Res kommen zurück. Res sind Antworten (Return) auf Fragen die
> sich dann unter Umständen Wochenlang durchs Netz ziehen. Leute werden
> durch massenhaft Zeilen zitiert und darunter findet man dann nicht selten
> ein kleiner Satz mit einer Dummen Bemerkung oder wirklich Sinnlosen
> Kommentaren.

Das sind die negativen Beispiele. Aber hat man nicht in allen
Lebensbereichen irgewelche bornierten Ignoranten?

> Auf Anfängerfragen wird MANCHMAL ganz schön Arrogant
> Geantwortet (schließlich ist man ja wer) was nicht gerade die Begeisterung
> eines Anfängern steigert.

Das ist richtig, aber davon sollten sich Anfänger nicht abschrecken
lassen. Mir hat in meiner Anfangszeit mal ein User in einem
Lokal-Brett geschrieben: "Frag ruhig, es gibt keine dummen Fragen,
höchstens dumme Antworten." Daran habe ich mich immer wieder
hochgezogen.

> Zum Schluß noch ein paar Zeilen zum Nährwert der
> Texte (aus meiner Sicht). Inzwischen ist es so das ich fast immer 80
> Prozent der Texte Ungelesen lösche, wie ich das weiß ohne sie gelesen zu
> haben? Ganz einfach jeder Text ist mit einer Infozeile ausgestattet in der
> man sieht um welches Thema es sich handelt. Nicht selten steht da dann
> Re4>Re2>:Warum läuft mein Basic nicht. [..]

Ich finde, da ist Vorsicht angebracht. Es kommt nämlich öfter vor,
daß es sich beim Re10: bereits um ein ganz anderes Thema handelt, das
sich aus dem ursprünglichen ergeben hat. Da können interessante Dinge
an einem vorbeigehen. Wenn man nicht unter Zeitdruck steht, könnte es
sich m.E. lohnen, die Mails zumindest anzulesen.

Die Flames sind sowieso ein Kapitel für sich ;-).

> [..] Im großen und ganzen bin ich mit DFÜ zufrieden obwohl ich
> sagen muß das es nicht so ist wie manche Freaks immer behaupten. Alles
> toll und Super hört man ja öfters aus manchen Ecken nur die Nachteile
> werden verschwiegen, wenn man Sinnlose Nachrichten als sowas bezeichnen
> kann.

Es ist doch furchtbar leicht, mit einer "Super-Sache" auf den Putz zu
hauen Leuten gegenüber, die von eben dieser Sache keine Ahnung haben.
Nachdem es ohnehin nichts auf der Welt gibt, was nicht auch ein paar
Schattenseiten hat, ist die DFÜ schon eine feine Sache, WENN man eine
Ader dafür hat. Wer die nicht hat, wird's sowieso bald wieder sein
lassen.

Danke an alle, die diese nun doch recht lang gewordene Mail bis hier
her gelesen haben und denen meine Kommentare nicht zu viel geworden
sind. Wenn Ihr weitere Fragen zur DFÜ habt, bin ich gerne bereit,
weitere Beiträge dazu nach meinen (immer noch in manchen Bereichen
etwas eingegrenzten) Fähigkeiten beizusteuern.

Ciao, Angelika


(A.Nadler@NATHAN)